Radicchio – typisch italienisches Gemüse
Eine spannende Zutat der italienischen Küche ist Radicchio! Aus diesem Grund gehen wir diesem Wintergemüse in all seinen Facetten hier einmal näher auf den Grund. Zur Unterstützung bei diesem Thema haben wir uns dabei den italienischen Privatkoch und Autor Bruno Ciccaglione an unsere Seite geholt. Denn er ist der Spezialist schlechthin, wenn es um Radicchio geht – wie auch sein Buch über Radicchio aus der Reihe der kleinen Gourmandisen aus dem Mandelbaum Verlag zeigt.
Mehr über Radicchio erfährst du auch im Podcast:
#88 Radicchio – rote Farbenpracht auf dem Teller
„Amare l’amaro“ – das Bittere lieben – das ist wohl das richtige Motto für dieses Gemüse!
Radicchio ist wohl außerdem das einzige italienische Wort, bei dem die „falsche“ Aussprache „raditscho“ richtig ist. Denn so wird das Gemüse im venetischen Dialekt – wo Radicchio ursprünglich herkommt – ausgesprochen.
Da bei dem Wort Radicchio oft fragende Blicke oder gar ein Schulterzucken aufkommen, haben wir hier ein paar spannende Fragen zu diesem besonderen Gemüse aufgelistet:
Was ist Radicchio für ein Gemüse und woher kommt Radicchio?
Bei Radicchio handelt es sich um ein Wintergemüse, das hauptsächlich aus Nordostitalien (vor allem Venetien) kommt. Radicchio gehört zur Familie der Zichorie und war schon bei den antiken Römern bekannt. Radicchio ist heute in vielen verschiedenen Sorten erhältlich – man unterscheidet ganz allgemein ovale, längliche und runde Radicchio-Formen. Jede Sorte weist dabei eine andere Farbe auf – so kann der Radicchio von grün über gelb mit roten Punkten bis hin zu Magentarot sein. Da man viele Arbeitsschritte benötigt, um den „perfekten“ Radicchio zu erhalten, ist der Radicchio auch ein recht teures Gemüse.
Wie wird der Radicchio so rot?
Radicchio sorgt mit seiner (zumeist) roten Farbe für ein richtiges Highlight auf dem Teller! Diese rote Farbe ist nun die Konsequenz einer bestimmten Technik, die in einem langwierigen Prozess gewonnen wird. So haben die Bauern aus der Gegend von Treviso einst Radicchio in ihren Ställen eingelagert, um auch in den kalten Wintermonaten etwas zu essen zu haben. Dabei wurde dann entdeckt, dass die Pflanzen in der Dunkelheit wieder austreiben. Da sie an ihrem neuen Aufbewahrungsort keinem Sonnenlicht mehr ausgesetzt waren, war eine Photosynthese nicht möglich. So war der Radicchio plötzlich nicht mehr grün, sondern rot!
Bis heute ist jedoch nicht endgültig geklärt, ob diese Methode tatsächlich eine Erfindung der Bauern aus Treviso war oder ob ein Agronom aus Belgien oder den Niederlanden diese Technik nach Venetien gebracht hat. Fest steht aber, dass es diese Art des roten Radicchio erst seit dem 20. Jahrhundert gibt. Radicchio ist also – so wie wir es heute kennen – ein modernes Gemüse, das nur mit viel Know-How von kleinen Familienbetrieben erfolgreich kultiviert werden kann.
Wie schmeckt Radicchio?
Jede Radicchio-Sorte hat unterschiedliche Eigenschaften – und verschieden stark ausgeprägte Bitterstoffe. Doch einen bitteren Geschmack – den haben alle Sorten gemeinsam! Wer es nun nicht so gerne bitter mag, der sollte die Radicchio-Blätter einfach eine Zeit lang im kalten Wasser lassen! Denn so lassen die Bitterstoffe etwas nach.
Tipp: Der Radicchio variegato – eine Kreuzung aus Endiviensalat und Zichorie – schmeckt besonders mild und ist daher für Radicchio-Einsteiger bzw. Einsteigerinnen bestens geeignet.
Von wann bis wann hat der Radicchio Saison?
Die Saison für die verschiedenen Radicchio-Sorten beginnt ab Ende Oktober. Während der runde Radicchio fast das ganze Jahr über zu finden ist, sind alle anderen Sorten ab November bis März/April erhältlich.
Wie wähle ich den perfekten Radicchio aus?
Die schönsten Stücke findet man meist am Mark. Der perfekte Radicchio sollte dabei geschlossen, kompakt und schön rot sein!
Wie bereitet man Radicchio zu?
Jede Radicchio-Sorte muss auf ihre eigene Art und Weise zubereitet werden. Radicchio kann sowohl gekocht, als auch gegrillt werden und schmeckt wunderbar in Salaten, mit Pasta, Risotto oder Gnocchi oder als Beilage für Fleisch und Fisch. Radicchio kann außerdem als Dessert serviert oder zu Marmelade verarbeitet werden. Ein typisches süß-saures Gericht aus Venetien ist zum Beispiel Radicchio in Saor.
Steht der Radicchio bei dir bereits auf dem Speiseplan? Lass es uns sehr gerne in den Kommentaren wissen!