Legendäre Zugreisen in Italien
Italien ist ein Paradies für alle EisenbahnliebhaberInnen! Egal ob High-Speed Strecke, Luxuszüge oder Schmalspurbahn – hier ist wirklich für jede und jeden etwas dabei. Wir haben mit dem Experten Peter Wanek-Pusset über die schönsten Zugstrecken entlang der Küste und in den Bergen gesprochen. Er ist Schienenverkehr Spezialist sowohl im Güter- als auch im Personenbereich und großer Italien Liebhaber. Ein Blick in die Zukunft verrät, dass eine Fahrt mit einem der legendärsten Zügen Italiens schon bald wieder möglich sein wird! Mit der Bahn kann man nicht nur genussvoll und umweltfreundlich nach Italien reisen, sondern auch versteckte Orte im Paese del Sole entdecken.
Hier gehts zur Podcast Folge:
#33 Tutto treno – legendäre Zugreisen in Italien
Ein sehr kurzer Überblick über die Geschichte der Eisenbahn in Italien:
Inspiriert von der ersten Eisenbahn in Europa, die in England in Betrieb genommen wurde, wurde auch in Italien eine erste Bahnstrecke gebaut. Gezogen von der Lokomotive Vesuvio konnte man ab 1840 von Neapel nach Portici fahren. Danach gehen die Entwicklungen sehr schnell voran. Nur 30 Jahre später existiert bereits ein Rumpfnetz, das an der Küste entlangführt und große Städte wie Neapel, Mailand und Turin verbindet. Nach dem zweiten Weltkrieg endet das Dampf-Zeitalter und die Lokomotiven werden nach und nach auf elektrische Loks umgestellt. Bis heute ist das Bahnnetz sehr wichtig für Italien: es verbindet den Norden und den Süden beziehungsweise den Westen und den Osten. Das Eisenbahnnetz ähnelt einem großen T. So wird es auch häufig bezeichnet.
Darfs ein bisschen Luxus sein?
Der sagenumwobene Orient-Express führt nicht nur von London nach Istanbul, sondern auch Italien kann damit bereist werden. Hier gilt sicherlich „der Weg ist das Ziel“. Beeinflusst von den Luxuszügen in den USA wurden sog. Pullmanwagen auch nach Europa gebracht. Diese luxuriösen Wagen wurden auch für den Orient-Express verwendet. Bis heute kann man – wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist – damit verreisen. Der Weg von Paris über die Alpen nach Venedig mit dem Venice-Simplon-Orient-Express ist sicherlich ein beeindruckendes Erlebnis – nicht nur für Eisenbahnfans!
Eine Empfehlung für High-Speed Fans:
Italien hat das Hochgeschwindigkeitsnetz in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. Die erste Verbindung war von Rom nach Florenz. Mittlerweile kann man aber auch von Rom nach Mailand bis nach Turin oder aber von Turin nach Venedig fahren. Mit Le Frecce werden viele Hochgeschwindigkeitszüge in Italien bezeichnet. Freccia Rossa ist das Highlight dieser Zugsgattungen. Er ähnelt einem Ferrari auf Schienen und verbindet Rom mit Mailand. Er erreicht Geschwindigkeiten über 300 km/h. Außerdem gibt es auch den Italo. Dieser Zug wird von der französischen Eisenbahn bewirtschaftet, aber er fährt in Italien. Diese Züge bieten eine tolle Alternative zum Flugzeug, denn sie verbinden Stadtmitte mit Stadtmitte und das mit hohen Geschwindigkeiten und sehr viel Komfort.
Von Rom nach Palermo – mit dem Zug auf die Fähre:
Bei der Meerenge von Messina gibt es keine Brücke. Um vom Festland auf die Insel Sizilien zu kommen muss man also eine Fähre verwenden. Auf diesen großen Eisenbahn-Fähren sind Schienen verlegt und der Zug kann, in einzelne Abschnitte unterteilt, auf die Fähre auffahren. Die Überwindung der Meerenge von Messina mit dem Zug auf der Fähre ist ein kleines Abenteuer, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Mit dem Trenino Verde Sardinien entdecken:
Auch auf Sardinien gibt es Eisenbahnlinien. Sie wurden vor allem dafür gebaut, um die entfernteren Regionen im Landesinneren mit den Häfen der Insel zu verbinden. Damit konnten einerseits die Menschen dort versorgt und andererseits die Güter vom Landesinneren zur Küste transportiert werden. Dieses Schmalspurnetz auf Sardinien ist zum Teil bis heute in Betrieb. Unter dem Namen „trenino verde“ wird es für touristische Zwecke genutzt. Auch Fahrräder können mit dem Zug mitgenommen werden – eine große Empfehlung für all jene, die sich in dieser atemberaubenden Landschaft auch gerne sportlich betätigen.
Eine Strecke mit dem Zug fahren, die andere mit dem Fahrrad.
Empfehlung von Peter Wanek-Pusset
Mit der Berninabahn ein faszinierendes Bergpanorama bewundern:
Mit der Berninabahn, die von der Rhätischen Bahn betrieben wird, kann man das Bergpanorama der italienischen und Schweizer Alpen genießen. Diese spektakuläre Alpenüberquerung sollte man am besten im Panoramawagen antreten, denn hier hat man den perfekten Rundumblick.
Auf der Strecke von Tirano nach St. Moritz wird Zugreisenden auf dem gesamten Weg der Mund offen stehen bleiben.
O-Ton Peter Wanek-Pusset
Mit dem Zug direkt auf die Schipiste
In der autonomen Provinz Südtirol wurde der Ausbau des Schienenpersonen-Nahverkehrs in den letzten Jahren stark ausgebaut und gefördert. Die Züge und die Stationen sind touristisch optimal eingebunden: an vielen Stellen befinden sich die Bahnhöfe direkt neben den Talstationen der einzelnen Schigebiete. Ohne im Stau zu stehen oder einen Parkplatz für den PKW suchen zu müssen, kann man hier mit der Bahn äußerst bequem zum Schifahren anreisen.
Cinque Terre – eine Bahnstrecke entlang steiler Küsten
Als Cinque Terre wird ein ca. 12km langer Küstenstreifen in Ligurien bezeichnet. Der Name stammt von den fünf Ortschaften Monterosso al Mare, Vernazza, Cornigila, Manarola und Riomaggiore die sich an dieser steil abfallenden Küste befinden. Diese beeindruckende Gegend kann auf dem Landweg nur erwandert oder mit dem Zug – Cinque Terre Express – erreicht werden. Wir empfehlen eine Kombination aus beiden.
Der legendäre Settebello
Der Settebello war ein Luxus-Triebzug mit einer äußerst exklusiven Innenausstattung. Im ganzen Zug konnte man nur in der Ersten Klasse reisen und Barwagen, Restaurantwagen und ein Frisörsalon durften hier nicht fehlen. Vor allem der Kanzelwagen macht den Settebello so besonders. Der Führerstand befindet sich bei diesem Zug im oberen Stock. Die Reisenden haben somit einen freien Blick auf die Strecke, der sonst LokführerInnen vorbehalten ist. Der Settebello war von 1959 bis 1992 im Einsatz. Es gibt einen einzigen erhaltenen Triebzug, der derzeit in Stand gesetzt wird. 2021 oder 2022 soll der Settebello wieder für Sonderfahrten in Betrieb genommen werden. Eine legendäre Zugreise, die man auf keinen Fall verpassen sollte!