Colomba pasquale
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Pasqua und Pasquetta – Ostern in Italien

Ostern ist wirklich ein rießen Ding in Italien! Pasqua, wie man Ostern auf Italienisch auch nennt, ist dabei fast wichtiger als Weihnachten selbst. Wenn du schon immer wissen wolltest, wie die Italiener und Italienerinnen Ostern traditionell feiern, dann solltest du unbedingt in diese Podcastfolge hören:

#49 Pasqua e Pasquetta – so feiert man Ostern in Italien!

Ostern fällt jedes Jahr etwas anders – mal schon im März, dann erst wieder im April. Aber eines bleibt wirklich immer gleich: die Traditionen und Bräuche in Italien zu Pasqua (Ostersonntag) und Pasquetta (Ostermontag)!

Ostern in Italien

Im katholisch geprägten Italien ist Ostern ein wichtiger Feiertag! Dabei werden italienische Osterfeiertage ausgiebig, aber etwas anders als bei uns gefeiert. So kennt man einen Osterhasen, der kleine Geschenke und Ostereier bringt, in Italien zum Beispiel nicht. Was bei uns die Palmkätzchen bzw. die Weidenkätzchen sind, das sind in Italien wohl die Ölzweige. Auch wird Ostern in Italien nicht nur im Kreis der Familie, sondern ebenfalls mit Freunden groß gefeiert. Ganz nach dem Motto: „A Natale con i tuoi, a Pasqua con chi vuoi“, sprich „an Weihnachten mit den Deinen (deiner Familie), an Ostern mit wem du willst“. Selbstverständlich dürfen zudem Musik und Tanz bei einer italienischen Osterfeier niemals fehlen! Eine wichtige Rolle nimmt an Ostern außerdem das Meer ein, denn Ostern läutet ganz offiziell die Strandsaison in Italien ein.

Überhaupt stellt Ostern in Italien eine ganz besondere Erfahrung dar: denn von Nord bis Süd finden in allen italienischen Dörfern und Städten zahlreiche Volksfeste, Prozessionen, religiöse Feiern, heilige Darstellungen sowie folkloristische Ereignisse während der Osterzeit statt. Selbstverständlich erinnern diese religiösen und traditionellen Veranstaltungen dabei immer an die Passion Christi. Manchmal sieht man daher sogar Personen barfuß oder auf den Knien Buße tun.

Pasquetta – „kleines Ostern“

An Pasquetta, was so viel wie „kleine Ostern“ bedeutet, darf das alljährliche Osterpicknick auf keinen Fall fehlen! Pasquetta ist die ganz eigene Bezeichnung des Ostermontags in Italien. Traditionell veranstalten ItalienerInnen an diesem Tag ein ausgiebiges Picknick mit ihren FreundInnen. Auch eine Grigliata, also ein großes Grillen, mit FreundInnen ist an Pasquetta möglich. Während bei uns Ostern also eher im Kreis der Familie gefeiert wird, gehören in der italienischen Kultur die FreundInnen an Pasquetta einfach mit dazu! Zu Ostern startet üblicherweise auch die Eis- und Granitasaison – und beides isst sich auf einer Picknickdecke ganz besonders gut. Aber Achtung: frühzeitig mit dem Osterpicknick beginnen! Unser Tipp für Pasquetta in Neapel: der Park der Villa Floridiana.

Ostern in Rom

Eine Stadt in Italien ist enorm wichtig für das Osterfest und darf daher nicht unerwähnt bleiben: Rom! Denn dort finden sich zu Ostern – insbesondere auf dem Petersplatz – Menschenmengen ein, soweit das Auge reicht. Schließlich wollen alle bei einem der ältesten und wichtigsten Feste der Katholischen Kirche live vor Ort mit dabei sein. Die sicherlich wichtigste Veranstaltung der italienischen Osterzeit ist dabei die am Karfreitag stattfindende Via Crucis in Rom. Obwohl der Karfreitag kein gesetzlicher Feiertag in Italien ist, stellt dieser Abend den Höhepunkt des gesamten Osterfestes dar.

Gläubige aus aller Welt kommen Karfreitag an der Via Crucis (auch Via della Croce oder Via Dolorosa) zusammen, um der Darstellung des Leidenswegs Christi beizuwohnen. Der abendliche Kreuzweg vom Kolosseum bis zum Venustempel wird dabei seit Papst Paul VI. vom Papst selbst vollzogen. Der Papst persönlich trägt das Kirchenkreuz zur Erinnerung an Jesus und seinen Leidensweg durch die Straßen Roms. Die Via Crucis basiert dabei auf den Erzählungen der Evangelien und rekonstruiert die letzten dramatischen Ereignisse der Passion Christi auf dem Weg zur Kreuzigung auf dem Golgota-Berg, dem Hinrichtungsort Christi. Eine besondere Etappe der 14 Stationen der Via Crucis stellt immer auch der letzte Teil bei der Franziskanerklosterkirche aus dem 17. Jahrhundert auf dem Hügel Palatin, San Bonaventura al Palatino, dar.

Unser Tipp: 2021 findet die Via Crucis nur mit einer Handvoll Gläubiger im Petersdom statt. Wer will, kann die Veranstaltung natürlich nach wie vor live vor dem Fernseher mitverfolgen.

Ostern in Grassina, Greve in Chianti und Assisi

Neben Rom stechen unter anderem drei weitere italienische Orte wegen ihrer Osterbräuche besonders ins Auge: die bei Florenz gelegenen Grassina und Greve in Chianti sowie Assisi in Mittelitalien. Während in Grassina am Karfreitag eine eigens kostümierte Darstellung der Christuspassion stattfindet, gibt es in der Chianti-Region einen ganz anderen Osterbrauch. In Greve in Chianti wird am Karfreitag nämlich eine Taube aus Kunststoff von der Kirche aus an einem Drahtseil über den Kirchplatz geschossen. Spannend bleibt dann, ob es die Taube am Seil wieder zurück zur Kirche schafft. Assisi, eine Stadt in Umbrien, die als Wallfahrtsort eine hohe spirituelle Bedeutung einnimmt, ist insbesondere zur Osterzeit ein großer Anziehungspunkt für Pilger und Reisende in Italien. Neben Assisi finden auch in anderen Städten Umbriens am Karfreitag beeindruckende Zeremonien statt, wie z. B. in Perugia oder Gubbio. Assisi jedoch hebt sich am Karfreitag von allen anderen mit einer eindrucksvollen Fackelprozession ab.

Menù pasquale – das Ostermenü

Essen – wie könnte es auch anders sein – ist ein großer und langwieriger Bestandteil der Osterfeiertage in Italien! Denn an Ostern wird im Kreise der Liebsten viele Stunden lang gegessen. Traditionell bieten Restaurants in Italien entsprechende Ostermenüs an. Kleiner Tipp vorneweg: hier nur von jedem Gang etwas kosten. Auch sollte im Vorfeld unbedingt ein Tisch für Ostern reserviert werden! Denn eine Reservierung an Ostern ist wirklich das A und O in Italien.

Das Essen fällt zu den Osterfeiertagen immer anders aus. Während am Karfreitag in Italien nur leichte Kost gegessen wird, wie z.B. Fisch, und üppigere Mahlzeiten eher verpönt sind, darf am Ostersonntag und Ostermontag ausgiebig geschlemmt und gefeiert werden! Dann genießen ItalienerInnen – wie auch bei uns – gerne ein Osterlamm. Das Symbol von Ostern schlechthin sind jedoch die Eier. Daher verwundert es kaum, dass sich Eier durch einige kulinarische Spezialitäten Italiens an Ostern ziehen. So finden sich in den verschiedenen Traditionen der Regionen entsprechende Gerichte – sowohl süß als auch herzhaft. Zu nennen ist hier beispielsweise das Casatiello aus Neapel.

1) Colomba pasquale – das Ostergebäck

Traditionell darf an Pasqua eines aber nie fehlen: das italienische Ostergebäck Colomba! Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um ein Hefegebäck in Form einer Friedenstaube mit ausgebreiteten Flügeln. Dieses Gebäck wird in Italien üblicherweise am Ostersonntag und Ostermontag verzehrt. Aus diesem Grund reihen sich schon kurz vor Ostern bergeweise Colombe in allen italienischen Geschäften und Supermärkten auf. Neben der klassischen Version der Colomba mit Mandeln und Rosinen, gibt es mittlerweile auch andere Variationen von Colomba u.a. mit Schokoladen- oder Pistaziencremefüllung. Außerdem wird die Colomba in den südlichen Regionen oft zusammen mit einem Reiskuchen serviert.

Die Colomba ist das traditionelle Ostergebäck in Italien! (Hier wurde bereits mehr als die Hälfte gegessen)

Unser Tipp: eine Colomba schmeckt hervorragend zu einem caffè bereits zum Frühstück – entweder pur oder getoastet mit Marmelade.

2) L’Uovo di Pasqua – das Osterei aus Schokolade

Zu Ostern finden sich überall in ganz Italien große Mengen an knallbunten Schoko-Eiern. Diese sind wahnsinnig schön anzuschauen und begeistern mit ihren kleinen Überraschungen im Inneren Klein wie Groß. Hier gilt fast je größer, desto besser! In Castiglione im Latium ist es mittlerweile sogar Tradition, jedes Jahr das größte Schokoladenei zu suchen. Mit einem Umfang von mehr als 2,5 Metern kann dieses Osterei manchmal sogar richtig groß ausfallen. Jedes Jahr wird das Schoko-Ei der örtlichen Schokoladenfabrik Santori dabei etwas größer. Das Beste jedoch ist: die BewohnerInnen des Ortes dürfen nach Beenden des Wettbewerbs Stücke der Schokolade mit nach Hause nehmen.

3) Torta Pasqualina – die Osterpastete

Traditionell wird in Italien an Ostern auch die Torta di Pasquetta serviert. Obwohl hier das Worte Torte mit im Namen steckt, handelt es sich dabei um keine klassische Torte, sondern vielmehr um eine herzhafte Pastete. Diese Pastete besteht aus Blätterteig und einer Füllung aus verquirlten Eiern, Ricotta, Parmesan und Blattspinat. Warm wie kalt ist die Torta di Pasquetta eine wahre Delikatesse. Einst wurde sie aus 33 Schichten zubereitet, die an die symbolischen 33 Lebensjahre von Jesus Christus erinnern sollten.

Hast du Ostern schon einmal in Italien gefeiert? Wir wünschen an dieser Stelle BUONA PASQUA A TUTTI!

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